Die Vroni in China
Montag, 5. April 2010
Unser Roadtrip!
Von Melbourne ins Outback: 23.03.2010

Seit heute wissen wir, wie sich Kühe im Stall fühlen. Warum? Im Outback gibt es nur wenige Tiere, ein paar Emus und einige (tote) Kängurus am Straßenrand haben wir zu Gesicht bekommen. Und: Fliegen über Fliegen. Damit hätten wir nicht gerechnet. Sie sind überall. Sie schwirren um einen herum, kleben sich ans T-Shirt, schlüpfen einen ins Ohr oder in die Nase. Sie kennen keine Gnade Nur wenn der Wind stark weht oder wenn man im Auto sitzt, ist man einigermaßen vor ihnen sicher. Ist man beim Einsteigen nicht schnell genug und schlägt man nicht wild genug um sich, dann hat man die nervigen kleinen Tierchen auch im Fahrzeug am Hals. In solchen Momenten wünschten wir uns einen Kuhschwanz, um die schwarzen Biester besser vertreiben zu können.

Aber fangen wir mal vorne an zu erzählen. Nachdem wir Freitag spät nachts in Melbourne gelandet sind, haben wir den Samstag damit zugebracht, uns auf den großen Roadtrip vorzubereiten. Am Sonntag gings dann los, von Melbourne auf die Great Ocean Road. Und hier kann sich das „Great“ sowohl auf den Ozean als auch die Straße beziehen, ein Traum von einer Straße entlang felsiger Klippen und endloser Strände mit tosender Brandung. Wir haben so oft angehalten und Fotos gemacht, unter anderem von schlafenden Koalas auf einem Baum direkt an der Straße, dass wir beinahe nicht mehr unseren Zielort, Port Fairy, erreicht hätten. Dies ist ein hübsches kleines Örtchen mitten im Nirgendwo. Dafür hat es aber einen schönen Yachthafen und zwei Strände. Nach einer recht kurzen Nacht haben wir am nächsten Morgen, bevor es zurück auf die Straße ging, einen prachtvollen Sonnenaufgang beobachtet. Die aufgehende Sonne hat die Wolken in sämtlichen Gelb- und Orangetönen erstrahlen lassen. Dieses wunderbare Schauspiel wurde von dem Geschrei, Gepfeife und Getute einiger Vögel begleitet – ein Naturschauspiel sondergleichen.

Anschließend haben wir uns ins Auto gesetzt und bis zur Ankunft in Port Augusta am Abend nur wenige Stopps eingelegt. Direkt der erste war an einem wunderschönen, tiefblauen Vulkansee, einem so genannten Maar. Außerdem sind wir hier noch durch einen Wildtierpark geschlendert, haben aber außer ein paar Vögeln keine Tiere zu Gesicht bekommen. Kein Wunder, da die meisten australischen Tiere nachtaktiv sind. Anschließend haben wir in Meningie Rast gemacht, ein weiterer kleiner Ort im Nirgendwo mit großen Stränden. Nach einer kleinen unfreiwilligen Ehrenrunde, aber ansonsten ohne weitere Zwischenfälle durch Adelaide, sind wir wohlbehalten nach Einbruch der Dunkelheit in Port Augusta, dem sogenannten Tor zum Outback, angekommen.

Heute haben wir uns also auf den Weg in die Wüste gemacht und sind ihr Stunde um Stunde näher gekommen. Anfangs waren beim Blick aus dem Fenster noch vereinzelt Bäume zu sehen, später nur noch Sträucher. Je weiter wir auf dem Stuart Highway ins Outback vorgedrungen sind, umso weniger Vegetation war zu finden. Stattdessen passierten wir einige mehr oder weniger große Salzseen, die sich weiß schimmernd vom ansonsten feuerroten Wüstenboden abgehoben haben. In dem Maße, in dem die Vegetation abgenommen hat, hat die Temperatur zugenommen. Während der letzten beiden Tage und auch zu Beginn unserer heutigen Fahrt waren wir mit geöffneten Fenstern unterwegs, um uns den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Doch für die letzte Etappe nach Coober Pedy blieb uns nichts anderes übrig, als die Fenster zu schließen und die Klimaanlage anzuschmeißen. Es war einfach zu heiß.

Derzeit befinden wir uns also in Coober Pedy und zwar „Downunder“ im wahrsten Sinne des Wortes. Weil es in der Wüstenstadt im Sommer bis zu 50 Grad heiß werden kann, wohnen viele Bewohner lieber in Dugouts, das heißt in Höhlen unter der Erde. Auch wir haben uns ein Zimmerchen in einem Dugout zur Übernachtung gemietet. Im Vergleich zu den Temperaturen oben ist es hier unten wirklich sehr angenehm. An den Sand, der von der Hohlendecke auf das Bett bröckelt, müssen wir uns aber noch gewöhnen.

Schlafen werden wir hier bestimmt gut. Wir haben heute wieder sehr viele neue Eindrücke sammeln können und auch morgen werden wir einiges zu sehen bekommen: Nachdem wir heute während einer kleinen Outback-Tour die Umgebung erkundet haben, möchten wir die Stadt und eine der vielen Opalminen besichtigen. Im Anschluss wollen wir weiter ins 180-Seelen-Dorf Marla, wo wir unsere nächste Nacht verbringen werden. Es steht uns also wieder ein spannender Tag bevor!



Alice Springs: 25.03.2010

Wir leben in einem Kunstwerk, außen quietschgrün und innen im Paul-Jackson-Pollock-Style. Es handelt sich dabei um einen Wohnwagen aus den 70ern. Eine feine Sache, nachdem wir gestern die Nacht in einem Wohncontainer des ersten und letzten Road Houses im Territory verbracht haben. Es liegt an der Grenze zwischen South Australia und dem Northern Territory. Abgesehen von ein paar Touristen, die auf dem Stuart Highway unterwegs sind, und unzähligen Fliegen gibt’s dort nichts. Stopp: Die Riesenburger müssen wir hier unbedingt noch erwähnen. Sie sind für den europäischen Standard-Mund in Sachen Größe eine wahre Herausforderung, was aber nicht für den Geschmack gilt: einfach lecker.

Schon auf dem Weg zu diesem Zwischenstopp ist es uns aufgefallen: Die rote Einöde wurde von einem grünen Teppich überzogen. Die staubige, trockene, rote Wüste, die uns noch bei Coober Pedy umgeben hatte, war einem saftig grünen Buschland gewichen. Die Erklärung für dieses Phänomen: Regen. In Alice Springs und der Umgebung, in der wir jetzt sind, hat es kurz bevor wir hierher gekommen sind mehrere Tage durchgeregnet – was mehr als außergewöhnlich ist – und alles blüht und gedeiht hier. Die sprießende Flora bedeutet auch für die Fauna einen deutlichen Aufschwung. Die unglaubliche Vielfalt, die man in der Wüste gar nicht vermutet, gibt es hautnah hier in Alice Springs im Desert Park zu sehen. Falls ihr zufällig mal in Alice Springs vorbeikommt: UNBEDINGT dahin gehen!!! Der ist super! Außerdem haben wir uns heute noch einige wunderschöne Galerien mit australischer Kunst, insbesondere von Aborigines angeschaut. Unglaublich was man alles in den typischen Aborigine-Tüpfelbildern erkennen kann, wenn man die Interpretation daneben stehen hat.
Was gibt es noch über Alice Springs zu sagen? Es ist heiß und die Sonne brennt unerbittlich. Der 50er-Sonnenschutz ist gerade gut genug. Den haben wir jetzt auch schon für unsere morgen startende 3-Tages-Tour zum Ayers Rock und anderen Sehenswürdigkeiten der Umgebung eingepackt. Da wir unter freiem Himmel übernachten werden, wird der Blog bis Anfang nächster Woche ruhen müssen.

Bis dahin
Staubige Grüße aus der Wüste
Vroni und Falko



Cooinda, den 31.03.2010

Hey Guys,

wir sind zurück aus der Wüste! Von dort haben wir einige Mückenstiche und vor allem vieles zu erzählen mitgebracht. Womit fangen wir denn am besten an? Mit dem Ayers Rock? Den Olgas? Dem Kings Canyon? Dem Kamelreiten? Oder vielleicht mit unserer netten Truppe und unserem einmaligen Tourguide Jason, der Erzähler, Comedian, Koch, Bierbeschaffer, Busfahrer und Informant in einem war? Echt schwierig. Aber eines ist klar: Die Tour war ein echter Volltreffer, ein unvergessliches Erlebnis.

Von Freitagmorgen bis Sonntagnachmittag haben wir uns selbst in die Wüste geschickt, zusammen mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe. Mit dabei waren 15 Leute aus allen möglichen Ländern und unterschiedlichen Alters: eine Familie aus Kanada, ein Rentnerpärchen aus London, eine trinkfeste kleine Irin, ein stämmiger blonder Däne, eine wortgewandte Britin, zwei kanadische Künstlerinnen und wir beide.

Unser erstes Ziel war der weltweit wohl bekannteste Felsen: der Ayers Rock, oder auch Uluru. So nennen die Aborigines diesen einsamen Monolithen, der sich mächtig über die ansonsten flache Wüstenlandschaft erhebt. Sein Anblick ist überwältigend. Ich bin mir wieder einmal vorgekommen wie damals in Pisa, als ich vor dem Schiefen Turm gestanden bin: sprachlos und beeindruckt davon, dieses Wunder mit eigenen Augen zu sehen. Wir haben den Uluru aus der Nähe und aus der Ferne bestaunt, zum Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Und: Wir haben ihn beinahe komplett umrundet.
Zunächst einmal hat uns Jason ins nahe gelegene Cultural Center geschickt, um uns für die Bedeutung, die der Felsen für die Aborigines hat, zu sensibilisieren. Nach diesem Besuch wurde auch den Letzten unserer Gruppe klar, weshalb es völlig unangebracht ist, den Ayers Rock zu besteigen (Der Aufstieg ist eigentlich nur den ältesten der Aborigines vorbehalten, um wichtige Riten durchzuführen.) Stattdesen haben wir uns daran gemacht, ihn (beinahe) komplett zu umrunden. Auf dem 8 km langen Base-Walk sind wir an einigen heiligen Stätten der Aborigines vorbeikommen und haben die vielen verschiedenen Seiten und Gesteinsformationen des Felsens entdeckt. Diese Vielseitigkeit hat uns ganz schön überrascht, da er auf Fotografien oft aussieht wie ein Block mit glatter Oberfläche. Der Base-Walk war übrigens ganz schön anstrengend, da der Weg nur wenig Schatten geboten hat und es in der Wüste bekanntlich sehr heiß ist. Aber wir haben den Walk mehr oder weniger gut überstanden...
...und sind dafür belohnt worden: mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Uluru. Doch als ob der Anblick des rot leuchtenden Felsen nicht schon genug gewesen wäre, gab es dazu ein leckeres Abendessen und Bubbles – so nennen die Australier ihren Sekt. Schade, dass man dieses Naturschauspiel nicht für sich alleine beobachten kann. Es ist einfach zu schön zu beobachten, wie der Felsen mit der untergehenden Sonne langsam seine Farbe verändert und in den verschiedensten Rottönen leuchtet. Deshalb hat sich am Aussichtspunkt auch ein Bus hinter den anderen gereiht. Aber mei, man kann nicht alles haben. Nach diesem Erlebnis sind wir auf dem staubigen Wüstenboden und unter einem Sternenhimmel ohnegleichen in unsere Swags geschlüpft. In diesen warmen und wasserdichten Outdoor-Schlafsäcken haben ruhig und friedlich unter freiem Himmel geschlafen...leider aber nicht allzu lange.
In aller Frühe, das heißt um viertel vor fünf, hat uns Jason mit einem zuckersüßen „Waky, waky, waky“ aus unseren Träumen gerissen. Schließlich sollte der Tag mit einem Sonnenaufgang am Uluru begonnen werden. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn auch der Sonnenaufgang war ein unvergessliches Naturschauspiel.

Aber es sollte noch besser werden. Unser Ziel an diesem Tag waren die Olgas, nicht ganz so bekannte Gesteinsformationen in der Nähe des Ayers Rock. Obwohl sie nicht so bekannt sind wie ihr Nachbar, sind sie landschaftlich mindestens genauso faszinierend. Auf unserem Spaziergang sind wir durch von Wind und Wetter glatt geschliffene und sanft in die Höhe ragende Felsen gewandert. Die Gräser und Sträucher, die durch den Regen der vergangenen Wochen saftig grün leuchteten, haben einen wunderschönen Kontrast zu den feuerroten Felsen gebildet. Es war ein ganz besonderes Gefühl, dieses Millionen von Jahren alte Gebiet zu erkunden. Höhepunkt der Wanderung war ein Lookout, den wir nach einem steilen Anstieg erreicht hatten. Von dort aus offenbarte sich uns eine Landschaft wie aus einem Land vor unserer Zeit: ein wunderschönes Tal mit gewaltigen Grünflächen, daraus emporragende rote Felsen und im Hintergrund der blaue Himmel. Ein Bild, das wir wohl nie vergessen werden.

Nachdem wir uns während der Wanderung ausgepowert hatten, ging es auf einer vierstündigen Busfahrt (die Distanzen in Australien sind riesig!) weiter zum Kings Canyon, den wir am kommenden Tag erkunden wollten. Doch bevor wir am Campingplatz angekommen sind, hat uns Jason noch kurz in den Busch geschickt. Dort sollten wir Feuerholz für das abendliche Lagerfeuer sammeln. Zur Belohnung für die Arbeit gab's nach unserer Ankunft eine kleine BBQ mit einem Special, das man unbedingt mal probieren sollte: Känguru-Steak! Kaum zu glauben, aber die hüpfenden Gefährten sehen nicht nur schön aus, sondern schmecken auch vorzüglich. Mmmh...

Gut gestärkt haben wir uns dann wieder in unser One-Million-Star-Hotel unter freiem Himmel zur Ruhe begeben. Auch diese Nacht war sehr kurz, da die Wanderung am nächsten Tag in den kühleren Morgenstunden stattfinden sollte. Jason hat uns dieses Mal allerdings „erst“ um 5 Uhr mit seinem „waky, waky“ aufgeweckt. Nach einem kurzen Frühstück ging's los. Am Kings Canyon angekommen gab es noch eine Sicherheitseinweisung, da wir eine 4-stündige Wanderung vor uns hatten, die größtenteils durch eine exponierte Felslandschaft führte. Nachdem dann alle ihre Wasserflaschen bis zum Rand aufgefüllt hatten, haben wir den Heart-Attack-Hill in Angriff genommen, ein in der Tat beeindruckender, aber kurzer Anstieg. Nachdem diese größte Herausforderung des Tages gemeistert war, hat uns Jason in der ihm eigenen Weise bei mehreren Zwischenstopps alles über die Geologie der Gegend erklärt. Sehr unterhaltsam und anschaulich. Jason ist einfach einmalig. Er hat uns unter anderem Pflanzen gezeigt, die es schon seit dem Zeitalter der Dinos gibt. Auf der Hälfte des Weges öffnete sich mitten in der spektakulären Felslandschaft der Garden of Eden, ein grünes Paradies an einem Wasserloch mitten im Canyon. Auch auf der zweiten Hälfte der Wanderung haben wir noch unglaubliche Felspanoramen bestaunt. Die Landschaft dort ist atemberaubend und wunderschön. Wenn die Sonne nicht unnachgiebig herruntergebrannt hätte, hätte man dort einen ganzen Tag zubringen können, um alles zu erkunden. Um der Hitze zu entkommen sind wir dann zügig zum Campingplatz zurückgefahren und haben dort saftige Burger vertilgt (Jason ist ein super Koch, um es nochmal zu sagen), bevor wir uns endgültig auf den Heimweg Richtung Alice Springs gemacht haben. Kurz vor Alice Springs (100 km um genau zu sein) haben wir noch einen Zwischenstopp bei einer Kamelfarm eingelegt, wo wir zwei noch kurz eine Runde auf einem Kamel gedreht haben (diese Viecher sind verdammt groß und sie riechen recht streng :-) Um 16:00 waren wir dann nach 3 Tagen, 1500 km und ermüdet von kurzen Nächten und grandiosen Naturwundern wieder in Alice Springs angekommen. Abends haben wir die ganze Truppe nochmal zu einem gemeinsamen Abendessen im Bojangles Pub getroffen (Dieser Pub hat eine Website mit Webcams auf der man seinen Kumpels Bier bestellen kann. Einfach mal bei Google nach „Bojangles Alice Springs“ suchen :-). Allerdings war es nur ein kurzes Beisammensein, da die anstrengende Tour ihren Tribut forderte.

Somit haben wir uns für eine weitere kurze Nacht in einem wunderschön bemalten Wohnwagen unseres Hostels zurückgezogen. Diesmal war das Kunstwerk nicht im Innern zu finden, sondern an der Außenwand des Wohnwagens. Die zierte eine für Alice Springs so typische Wüstenlandschaft. Am nächsten Tag ging's nach Daly Waters. Dort gibt es den wohl ältesten Pub in Australien – ein wahres Original. Die Wände waren mit Geldscheinen, alten Ausweisen aller Art, bemalter und beschrifteter Unterwäsche, Flaggen, Flip Flops, Emblemen und so weiter und so fort gepflastert. Und sie haben RIESENburger serviert. Falls Ihr mal dort in der Nähe unterwegs sein solltet: hinfahren :-)

In Daly Waters sind wir auf ein eindeutiges Anzeichen darauf gestoßen, dass wir uns nicht mehr in der Wüste befinden. Ein etwa 10 cm großer, giftgrüner Frosch saß im Waschraum. In den nächsten Tagen sollten Reptilien und Insekten unsere ständigen Begleiter sein. Von Daly Waters aus sind wir direkt in den tropischen Regenwald gefahren. Die Farbenpracht, aber auch die Vielzahl an kribbelnden und krabbelnden Viechern ist überwältigend und etwas gewöhnungsbedürftig. In den zwei Tagen, die wir im Kakadu Nationalpark zugebracht haben, haben wir alles von winzigen gelben Eidechsen bis zu gewaltigen Krokodilen, von quietschgelben kleinen Vögeln bis zu ausgewachsenen Kakadus und neonfarbenen Papageien gesehen. Diese Vielfalt haben wir auf verschiedenen Wanderungen erkundet, wobei wir dabei glücklicherweise auf keine von den extrem giftigen Schlangen getroffen sind.
Erst auf einer Bootstour am letzten Tag haben wir eine hübsche gelbe Schlange aus sicherer Entfernung gesehen. Die hat bei weitem nicht so gefährlich ausgesehen, wie die drei Krokodile, denen wir bei dieser Gelegenheit ebenfalls begegnet sind. Diese Tiere sind wirklich gewaltig und bei ihrem Anblick kann man sich kaum vorstellen, dass neugeborene Crocs gerade mal 20 cm messen! Doch nicht nur wegen der verschiedenen Wassertiere hat sich die Bootstour gelohnt. Auf unserer Fahrt konnten wir auch die bezaubernde Landschaft des Mangrovenwalds entdecken, die im Licht der langsam untergehenden Sonne besonders bezaubernd ausgesehen hat. Somit bildete die Tour einen wunderschönen Abschluss an unserenm letzten Tag im Kakadu Nationalpark.

Vom Kakadu Nationalpark sind wir weiter gefahren nach Darwin, wo wir in den wenigen Stunden, die uns bis zum Abflug nach Melbourne blieben, diese nicht sonderlich spannende Stadt erkundet haben.



Melbourne, den 05.04.2010

Und jetzt? Jetzt sind wir wieder in Melbourne und genießen die letzten Tage unserer großen Reise. Am Mittwochabend startet unser Flug und nach 27 Stunden Reisezeit werden wir schließlich am Donnerstag um 13 Uhr in München landen...

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Samstag, 20. März 2010
Einmal quer durchs Outback und zurück
Hey Guys, how are ya?

Uns geht es super, vor allem weil 11 aufregende Tag vor uns liegen: einmal quer durchs Outback und zurück. Morgen ertönt endlich der Startschuss für den 4100 km langen Roadtrip von Melbourne nach Darwin, d.h. vom gemäßigten Süden des Kontinents durch die Wüste in den tropischen Norden. Wenn alles gut geht (also wenn wir nirgendwo steckenbleiben, von keinem Krokodil gefressen werden, auf halbem Weg verdursten oder sich ein Känguru vor unseren Wagen schmeißt *g*), sind wir am Karfreitag wieder zurück in Melbourne.

Aber keine Sorge, wir bleiben die meiste Zeit schön brav auf dem Stuart Highway, der gut ausgebaut ist. Nur im Norden kann es bei Regen manchmal ein bisschen ungemütlich werden. Aber davon bleiben wir hoffentlich verschont, die Regenzeit ist ja schon fast vorbei :-)

Ein Highlight, auf das wir uns besonders freuen, ist eine dreitägige Camping-Tour. Sie wird uns unter anderem zum Ayers Rock führen. Außerdem besuchen wir am Ende unserer Reise den Kakadu Nationalpark. Der größte Park dieser Art ist vor allem für seinen Artenreichtum und die vielen seltenen Tiere und Pflanzen bekannt. Die meiste Zeit werden wir wohl im Auto verbringen und durch die unendlich weite Wüste kurven.

Wir sind jedenfalls schon wahnsinnig gespannt und freuen uns riesig auf dieses Abenteuer. Und natürlich versuchen wir, euch so gut es geht auf dem Laufenden zu halten.

See ya!

Unter diesem Link findet ihr unsere Route!

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Sydney, den 19.03.2010
Da san mer wieder. Und inzwischen berichten wir in absoluter Echtzeit. Wir befinden uns in Sydney. Der größten Stadt in Australien – und trotzdem wirkt sie ruhig und gemächlich im Vergleich zu Hongkong. Es ist einfach viel leiser und es sind weniger Menschen unterwegs. Und ansonsten? Langweilen wir uns hier? NEIN! Es ist eine wunderschöne Stadt. Gleich am ersten Abend (vorgestern) sind wir durch den botanischen Garten gewandert und haben uns das architektonische Wunderwerk – das Sydney Opera House – angeschaut. Im Botanischen Garten, wie auch im Rest der Stadt, erinnert einen vieles an Europa – nur dass anstatt Spatzen Kakadus und bunte Papageien herumfliegen und mit ihren Geschrei die Luft erfüllen und anstatt Eichhörnchen Flughunde die Bäume bevölkern. Außerdem ist das Wetter anders als in Europa. Insbesondere im Moment. Wir haben strahlenden Sonnenschein bei angenehmen 25 Grad Celsius. Das schöne Wetter nutzen wir auch aus. Gestern und vorgestern haben wir zwei „kleine“ Wanderungen am Meer gemacht. Während sich ein Trail am Sydney Harbour entlang geschlängelt hat, verlief der andere Weg direkt am offenen Meer. Dabei passierten wir Traumstrände, steil abfallende Felsen, Swimming-Pools direkt am Meer, Pflanzen und Tiere, die wir noch nie zuvor gesehen haben, und Aborigine-Felszeichnungen. Unsere ständigen Begleiter dabei waren der strahlend blaue Himmel und das rauschende Meer.

In drei Stunden geht unser Flug zurück nach Melbourne. Von dort aus werden wir am Sonntag unseren Road-Trip quer durchs Outback starten. Wir sind schon gespannt und werden euch auch darüber so gut es geht auf dem Laufenden halten.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote:
Heute hat mir ein Vogel auf die Hand gemacht. Im ersten Moment dachte ich mir: „Scheiße!“ Dann hat mich Falko daran erinnert, dass es Glück bringt, wenn man zur Zielscheibe eines Vogels wird.
In der Tat, ich hatte wirklich großes Glück:
Hätte der Vogel 30 Sekunden früher sein Geschäft verrichtet, hätte er mir auf meine Kontaktlinsen gemacht. Die hab ich mir nach unserem Ausflug an den Strand gerade wieder eingesetzt.
Hätte der Vogel 20 cm früher sein Geschäft verrichtet, wäre das Häufchen in meinem Haar gelandet. Und das wäre bei weitem unangenehmer gewesen.
Hätte der Vogel 10 mm später sein Geschäft verrichtet, dann würde mein Ring, der seit einigen Wochen meinen Finger ziert, nicht mehr so schön glänzen wie jetzt.
Aber so konnte ich ohne Probleme das Geschäft mit einem feuchten Tuch entfernen und die Stelle noch schnell mit Desinfektionsgel behandeln und alles war wieder gut.
Ja, ich hatte wirklich viel Glück. Hoffentlich habe ich nicht alles davon gleich wieder aufgebraucht :-)

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Mittwoch, 17. März 2010
Da sind wir wieder!!!
Hallo ihr Lieben,

da sind wir wieder! Tut uns leid, dass wir uns so lange nicht mehr gemeldet haben, aber wir haben in den letzten vier Wochen einfach so viel erlebt, dass gar keine Zeit mehr für den Blog geblieben ist. Es gibt also einiges nachzuholen. Womit beginnen wir denn am besten?

Vielleicht mit einem kleinen Update damit, wo wir gerade sind. Mittlerweile haben wir China verlassen. Seit Sonntag befinden wir uns am anderen Ende der Welt, genauer gesagt in Melbourne. Wir haben Down Under nach einem ca. 14-stündigen Flug von Hongkong aus mit Zwischenstop in Kuala Lumpur erreicht. (Tipp: Cathay Pacific ist echt eine Top-Airline, sogar noch besser als Emirates!) Nachdem wir bis mittags geschlafen haben, haben wir heute damit begonnen, die Stadt zu erkunden. Unser Ausgangspunkt dabei war der Federation Square, das Stadtzentrum von Melbourne. Die Mischung aus viktorianischen Gebäuden und moderner Architektur, die man dort findet sieht echt scharf aus und ist in Europa wohl so nicht zu finden. Ein Regenschauer, der dann in Dauerregen übergegangen ist, hat uns leider erstmal daran gehindert, unseren geplanten Stadtspaziergang fortzusetzen. Stattdessen sind wir lieber in die National Gallery of Victoria: International ausgewichen. Dieses Museum macht seinem Namen wirklich alle Ehre, da Kunst aus allen möglichen Ecken der Erde ausgestellt wird. Egal ob ägyptische Mumien, chinesisches Porzellan, Schnitzereien aus Papua-Neuguinea, europäische Malereien, von überall her war ein bisserl was dabei. Nach unserem Ausflug ins Museum hatten wir kurzzeitig wieder etwas mehr Glück mit dem Wetter. Bei Sonnenschein sind wir über das Moomba geschlendert. Dabei handelt es sich um ein Festival mit Fahrgeschäften, Live-Bands, Wasserski-Contests und vielen Essensständen. Eigentlich ganz schön, allerdings hat uns das Wetter wieder mal einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir – ohne das Feuerwerk am Abend gesehen zu haben – zurück in unser Hostel gefahren sind.

Jaja, jetzt sind wir also in Australien. Man muss schon sagen, hier ist es um einiges anders als in China. Wir können uns jetzt keine Double-Bed-Rooms mehr leisten, auch das Essen und der Fahrradverleih sind teurer. Die Leute ordnen sich am Flughafen in wahnsinnig lange und gut organisierte Schlangen ein und bleiben an roten Ampeln zum größten Teil stehen. Außerdem herrscht nicht mehr so ein dynamischer Fahrstil auf den Straßen vor und die Autos fahren auf der falschen Seite. Ganz ungewöhnlich ist es, dass unbekannte Leute ganz freundlich sind und sich entschuldigen, wenn sie einen aus Versehen anrempeln. Auf den öffentlichen Toiletten wird auch nicht mehr gedrängelt. Auf einige dieser Punkte wurden wir in Hongkong bereits gut vorbereitet. Der Einfluss der ehemaligen britischen Kolonialherren ist in manchen Dingen noch deutlich zu erkennen. Außerdem sind natürlich viiiieeel weniger Asiaten unterwegs. Komisch...
Und: Der Himmel hier ist strahlend blau. Man kann regelrecht sagen, er leuchtet. Ich bin das nach meinem halben Jahr in Hangzhou gar nicht mehr so gewohnt. Selbst wenn keine Wolken am Himmel waren, war er doch nicht so strahlend blau, sondern immer ein bisschen smogverhangen...

Bevor wir hier noch mehr von Australien zum Besten geben, wollen wir euch noch ein bisschen etwas über unsere China-Reise erzählen. Wir haben unsere Erlebnisse der Übersicht wegen in mehrere kleinere Artikel gepackt: Shanghai, Peking-Xi´an-Hangzhou, Guilin-Yangshuo, Hangzhou-Hongkong.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass es zu unserem nächsten Update nicht erst wieder in vier Wochen kommt :-)

Liebe Grüße,
Vroni und Falko

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Peking - Xi'an - Hangzhou
Sehenswürdigkeiten zu besichtigen ist anstrengender als gedacht. Insbesondere wenn sie in der Menge auftreten und so monumental sind, wie die in China. Deswegen gibt es erst jetzt eine Fortsetzung des ersten Blogbeitrags.

Wie im ersten Beitrag schon erwähnt, haben wir die chinesisches Mauer besichtigt. Sie war mit einem Wort: WOW!!! Wir sind insgesamt vier Stunden über dieses unglaublich (sinnlose) beeindruckende Bauwerk gewandert und es war atemberaubend. Selbst das Wetter hat mitgespielt, so dass der Schnee, der anfänglich die ohnehin beschwerliche Wanderung fast unmöglich gemacht hätte, schnell weggetaut war. Die schiere Größe dieser Mauer, die sich scheinbar unendlich auf den Bergkämmen entlangschlängelt, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Dieses Bauwerk spielt in einer eigenen Liga. Es ist ohne Frage eines der modernen Weltwunder. Die Wanderung selbst war ein ständiges Treppen steigen, da die Mauer den Bergkämmen wirklich exakt folgt, aber es war die Mühen wert.
Desweiteren haben wir in Peking noch einige Tempel und den Sommerpalast besichtigt. Sehr prachtvolle und wirklich wunderschöne Bauwerke, in denen die Kaiser insbesondere der Ming- und Qing-Dynastien wieder alles gegeben haben, um das einfache Volk zu beeindrucken.
Aber wir haben nicht nur das alte China genossen, sondern auch weiterhin uns kulinarischen Freuden wie Entenzungen und ähnlichem hingegeben und waren mit einer großen Truppe kräftig und ausdauernd feiern. Peking ist einfach eine super-coole Stadt. Alt und Neu, Modern und Zurückgeblieben, Piekfein und Schäbig – alles besteht hier ohne weiteres nebeneinander. Faszinierend, schön, herausfordernd und immer wieder eine Reise wert.
Anschließend an Peking haben wir einen kurzen Abstecher nach Xi'an gemacht. Eine schöne, etwas kleinere Stadt (so 2-4 Millionen Einwohner, je nachdem welchen Angaben man Glauben schenkt) in der es doch ruhiger zu geht. Im Altstadtbereich selber war vor allem das muslimische Viertel wunderschön. Vor allem gab es allerlei Leckereien zu probieren. Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt und uns auf unserem stundenlangen Spaziergang durch das Viertel dick und rund gegessen. Es war köstlich – und vor allem günstig. Obwohl die Hygienevorschriften der deutschen Gesundheitsämter hier nicht vollständig eingehalten werden, haben wir diesen Streifzug nicht im Geringsten bereut. Außerdem haben wir auf der Suche nach der großen Moschee – die wirklich schwer zu finden war – noch zwei sehr schöne kleinere Moscheen gefunden, die im Gegensatz zu dem bunten Treiben in den Geschäftsgassen eine Oase der Ruhe bildeten. Kurzum: Es war ein wunderschönes und aufregendes Erlebnis.

Am nächsten Tag folgte das Highlight – eine Tour zu der Terrakotta-Armee. Auch hier wieder: Kaiser wussten zu beeindrucken. Die schiere Menge der Terrakotta-Krieger und der Aufwand, der zur Herstellung der Krieger und zur Aufstellung nötig gewesen ist – ohne Worte. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass diese Armee vor 2200 Jahren aufgestellt wurde. Man betritt die Halle, in der die mühselig wieder rekonstruierten Krieger stehen und ist auf Grund der schieren Größe der Halle sprachlos. Und dort stehen in Reih und Glied unzählige Terrakotta-Krieger. Ein überwältigender Anblick. Bevor wir den Komplex wieder verlassen haben, haben wir noch dem Bauern, der durch Zufall die Armee entdeckt hat, die Hand geschüttelt. Dies bringt Glück, da er jemand ist, der sehr viel Glück hatte. Im Rahmen dieser Tour haben wir noch Überbleibsel einer neolithischen, matriarchalischen Dorfgemeinschaft und das Grab des Kaisers, der die Terrakotta-Armee aufgestellt hat, besichtigt. Bei dem Dorf war nicht viel zu sehen und bei dem Grab gab es noch gar nix zu sehen. Unsere Reiseführerin meinte, das dauere noch 15-20 Jahre, bis das Grab der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnte – schade. Trotzdem war allein der Besuch der Terrakotta-Armee die Tour wert.

Von Xi'an ging es dann das erste Mal für Falko nach Hangzhou. Wir sind am chinesischen Sylvestertag geflogen, weswegen wir beim Landeanflug Feuerwerk „von oben“ bestaunen konnten. Auch auf der langen Fahrt vom Flughafen zur Wohnung wurde schon sehr viel Feuerwerk abgebrannt. Es war wundervoll. Insbesondere, da in China Feuerwerk einen sehr hohen Stellenwert hat und es dort Sachen im freien Verkauf gibt, die in Deutschland nicht mal von professionellen Sprengmeistern angefasst werden dürfen. Unvorstellbar farbenprächtig und laut ist das chinesische Feuerwerk. Es dauerte den ganzen Abend an mit einem wortwörtlich krachendem Höhepunkt an Mitternacht. Selbst das miserable Wetter – Schneeregen – hat dies nicht verhindern können. Wir haben Mitternacht in einer wunderschönen Jazzbar verbracht und haben anschließend noch bis in die Morgenstunden im Coco gefeiert.

Obwohl das Wetter sich in den nächsten Tagen nur langsam gebessert hatte, haben wir zahlreiche Spaziergänge am und um den Westsee unternommen. Hangzhou ist eine wunderschöne Stadt mit unzähligen Möglichkeiten die Natur zu genießen. Lest Euch hierzu einfach die vorigen Berichte zu Hangzhou durch. Wir haben einiges gemacht, von dem Vroni schon berichtet hat. Außerdem waren wir noch in Shaoxing. Eine wunderschöne kleine so genannte Kanalstadt ungefähr 1,5 Busstunden von Hangzhou entfernt. Hier sind Teile der Stadt noch nicht von Stadtplanern umgestaltet worden, so dass man einen Eindruck davon bekommen konnte, wie unter anderem auch Hangzhou vor hundert Jahren aussah. Viele kleine Gässchen und niedrige Häuser mit Hinterhöfen. Das ganze Strassen- und Gassengewirr dabei von unzähligen Wasserstrassen durchbrochen. Wirklich wunderschön und ein ziemlicher Gegensatz zu dem modernen Teilen der Stadt. Was hier eher unangenehm war, dass sehr viel Stinketofu verkauft wurde, der einen wirklich unangenehmen Geruch verbreitet. Nur dieser Geruch hat uns davon abgehalten diesen zu probieren, obwohl eigentlich alles probieren – das soll schon was heißen. Nachdem das Wetter endlich gut war, hieß es für uns Abflug nach Guilin. Mehr dazu lest Ihr im nächsten Bericht.

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Guilin - Yangshuo
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise sollte unser Ausflug nach Guilin und Yangshuo werden. Die beiden Städte liegen im Südwesten des Landes und sind wirklich eine Reise wert, da sie sich komplett von den Mega-Cities an der Ostküste unterscheiden. Einerseits liegt das an ihrer Größe. Guilin hat – je nach Reiseführer unterschiedlich, aber im Durchschnitt – 650000 Einwohner; Yangshuo ist mit 350000 Einwohnern nochmals deutlich kleiner. Andererseits ist die Landschaft, die man dort zu sehen bekommt, einfach wunderschön. Sie entspricht genau den Vorstellungen, die man als Europäer von Chinas Landschaft hat: Karstberge durch die sich malerisch Flüsse und grüne Täler bahnen.

Vor allem von Yangshuo aus kann man tolle Ausflüge in die Umgebung machen. Dorthin sind wir nach einem eintägigen Aufenthalt in Guilin über den Li-Fluss auf einer Fähre gefahren. Vom Deck des Bootes aus hat uns unser Guide verschiedenste Steinformationen gezeigt wie die neun Pferde, die Frau mit ihrem Kind, die auf ihren Mann wartet, den Reiter mit Pferd, die Göttin Guanyin und noch einige Scenic Spots. Je nach Formation wurde einem mal mehr mal weniger Fantasie abverlangt, um die Gebilde auch wirklich erkennen zu können.

Während dieser Fahrt hat auch eine junge Chinesin Freundschaft mit uns geschlossen. Anfangs hat sie sich nur ein bisschen mit mir unterhalten. Dass ich ein bisschen Chinesisch kann, fand sie super. Zum Ende der Fahrt hin war sie voll von uns beiden begeistert (Ich mag deine Haarfarbe. Deine Augen sind sehr tiefgründig. Ihr seid ein wunderschönes Paar...). Das zeigte sich am augenscheinlichsten darin, als sie mir als Zeichen der Freundschaft eines ihrer Ohrringe schenkte und zum Abschluss noch ein paar Fotos von ihr, mir, Falko, ihrer Mutter und ihrer Tante in verschiedensten Kombinationen knippste.

Nach unserer vierstündigen Fahrt auf dem Li-Fluss sind wir schließlich in Yangshuo angekommen. Während Guilin vor allem bei den Chinesen sehr beliebt ist, bleiben in Yangshuo laut Lonely Planet vor allem die Individualtouristen nach ihrer Fahrt auf dem Li-Fluss. Wir haben es genauso gemacht und uns in einem Hostel für zwei Nächte einquartiert. Unser Zimmer war super, aber das beste war die Roof-Top-Bar, auf der es vormittags Gratis-Frühstück und abends zwei Bier zum Preis von einem gab. Kostenlos war auch der einmalige Ausblick auf den Fluss und die Berge im Hintergrund. Mit solch einer schönen Aussicht haben wir also unsere Tage in Yangshuo begonnen.
Direkt nach unserer Ankunft haben wir zunächst mal die Stadt zu Fuß erkundet. Wir sind auf ein paar Hügel geklettert, haben einen Park besucht und sind auf einen Bauernmarkt gegangen. Zum Glück haben wir vorher noch nichts gegessen, sonst hätte es uns den Magen umgedreht. Die Obst- und Gemüseabteilung war ja noch in Ordnung, aber die Fleischabteilung war eine Herausforderung – sowohl olfaktorisch als auch visuell. Dort haben wir alle möglichen lebende, halbtote und tote Tiere bzw. Tierteile gesehen, sogar Hunde. Nach diesem Besuch haben wir unseren Plan, vielleicht mal Hundefleisch zu probieren, dann doch aufgegeben. Der Anblick war einfach zu krass. Außerdem gab es noch viele weitere Schmankerln zu probieren, wie zum Beispiel mi fen. Dabei handelt es sich um Reisnudeln in einer Brühe, die man in allen möglichen Varianten, vor allem aber mit Pferdefleisch und ein bisschen Grünzeug bekommt. Schmeckt eigentlich ganz gut, wobei ich auch gerne auf das Fleisch verzichtet hätte. Aber mei, gessen wird, wos aufn Tisch kommt... Was richtig lecker war, war der Bierfisch. Bei dieser Spezialität aus Yangshuo und Guilin handelt es sich um einen gegrillten Fisch in Biersoße mit vielen leckeren Kräutern, die wir nicht alle kannten. Diesen Leckerbissen haben wir in einem Restaurant gegessen, das noch nicht wie viele andere Läden auf Touristen eingestellt war und das uns ein junger Yangshuoer, mit dem wir uns vorher unterhalten hatten, empfohlen hatte. Da in der ganzen Küche kein Fisch mehr zu finden war, hat sich der Chef höchstpersönlich auf sein Motorrad geschwungen und extra für uns vom Markt frischen Fisch geholt. Dieser Bierfisch war bei weitem unser bestes Abendessen in Guilin und Yangshuo.

An unserem zweiten Tag haben wir uns daran gemacht, Yangshuos Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Nachdem wir uns für nur 4 Euro zwei Mountain Bikes gemietet hatten, konnte es losgehen. Unser Ziel war die Drachenbrücke, die über den Drachenfluss führt. Dieser Fluss ist ein Nebenfluss des Li-Flusses und ist ebenfalls von grünen Wiesen, Reisfeldern und natürlich Karstbergen umgeben – einfach traumhaft. Wir können eigentlich von Glück sprechen, dass wir die Brücke und den Radweg, auf dem wir zurückradeln wollten, nicht gleich gefunden haben. Dadurch haben wir mitten in der chinesischen Pampa die tollsten Plätze entdeckt und ich hab es tatsächlich geschafft, mich bei einem Ausweichmanöver zur Abwechslung mal in einen chinesischen Straßengraben zu stürzen. Ich hab mir zum Glück einen relativ sauberen Graben ausgesucht, also war`s nicht so schlimm. Außerdem war es ziemlich warm (so um die 28 Grad), sodass nasse Füße auch keinen Weltuntergang bedeutet haben.
Wenn hier chinesische Pampa steht, dann meinen wir das auch so. Oft waren weit und breit keine Häuser zu sehen, ab und zu mal ein Dorf und ein paar Bauern. Ansonsten sind wir nur an Reisfeldern und Mandarinen- bzw. Orangenfeldern und am Fluss entlanggefahren. Um so lustiger ist es aber, dass wir an der Drachenbrücke einer Gruppe Münchnern begegnet sind, die sich gerade in China aufgehalten haben, weil der Sohn/Bruder/Freund einige Tage vorher in Shanghai eine Chinesin geheiratet hatte.

Auch unser zweiter Tag in Yangshuo war super. Weil uns das Radln so gefallen hat, haben wir uns – vielleicht etwas übereifrig – gleich nochmal zwei Mountain-Bikes gemietet. Allerdings haben wir an diesem Tag nicht so lange durchgehalten wie am Tag zuvor, was zum einem am Muskelkater und zum anderen an den noch wärmeren Temperaturen lag. Außerdem wollten wir an diesem Tag wieder zurück nach Guilin fahren. Für unseren Ausflug hatten wir zwei Ziele anvisiert: einen riesengroßen, 1000 Jahre alten Banyanbaum und den Mondberg.
Der Banyanbaum war wirklich gigantisch – so groß, dass wir in beinahe nicht fotografieren hätten können. Der Umfang des Stammes war unglaublich riesig und die meisten großen Äste haben anscheinend eigene Wurzeln geschlagen, die den Baum zusätzlich mit Nährstoffen versorgen und gleichzeitig als Stütze dienen.
Nachdem wir diesem Wunderwerk der Natur einen Besuch abgestattet hatten, sind wir zum Mondberg geradelt, der nicht weniger beeindruckend ist. Woher der Name kommt, ist auf den ersten Blick ersichtlich: Im oberen Drittel des Berges befindet sich ein Loch in Form einer Mondsichel. Man muss sich mal Gedanken darüber machen, wie solch eine Formation zustande kommen kann. Sehr faszinierend. Beinahe noch beeindruckender war allerdings die Aussicht, die man vom Gipfel aus hatte. Karstberge, Reisfelder und der Banyanbaum in der Ferne – einfach toll!

Eigentlich war es fast etwas schade, dass wir noch am gleichen Tag wieder zurück nach Guilin gefahren sind. Man hätte bestimmt noch ein paar Tage mit derartigen Ausflügen verbringen können. Aber das Hostel für die kommende Nacht und der Flug zurück nach Hangzhou für den darauffolgenden Tag waren schon gebucht. Außerdem wollten wir von Guilin aus einen Ausflug nach Longsheng zu den Reisterassen machen.

Dass dieser Ausflug ein Trip der besonderen Art werden sollte, hatten wir aber nicht gedacht. Laut Beschreibung der Rezeptionistin hörte sich alles ganz gut an. Wir sollten mit einem Bus zunächst in ein Dorf fahren, in dem man sich fakultativ eine Longhair-Show einer chinesischen Minderheit ansehen konnte. Danach sollten wir ca. drei Stunden Zeit haben, um auf eigene Faust die Reisterassenfelder, die man von Postkarten her kennt, zu erkunden. Wir dachten uns, dass wir gut auf den ersten Teil des Ausflugs verzichten können und haben uns schon auf die kleine Wanderung durch die Terassen gefreut.
Daraus wurde dann aber nicht allzu viel. Aus irgendwelchen Gründen sind wir nämlich in eine chinesische Reisegruppe geraten. Das wäre an und für sich ja nicht schlimm, nur leider unterscheiden sich offensichtlich die Vorstellungen von Chinesen und Europäern was derartige Ausflüge betrifft doch recht stark voneinander. Außerdem war das Englisch der Tourleiterin ziemlich dürftig, sodass sie uns so gut wir gar nicht verstanden hat. Was noch hinzukam, war die Tatsache, dass sich die Tour komplett von dem unterschied, was uns im Voraus beschrieben worden war. Plötzlich hieß es, dass wir uns die Show ansehen mussten, dass nur eineinhalb Stunden für die Reisfelder blieben und das eine eigenständige Erkundung sowieso nicht möglich sei. Ähm ja, wir kamen uns vor wie im falschen Film.
Schließlich gelang es uns doch, uns von der Gruppe etwas abzuseilen und noch ca. eine Stunde in den Feldern spazieren zu gehen. Der Anblick der Terassen war – trotz unseres Ärgers – schon sehr beeindruckend. Vor allem muss man bedenken, wie viel Mühe und Arbeit hinter dem wunderschönen Anblick stecken. Schade, dass uns nicht mehr Zeit geblieben ist, dieses Gebiet zu erkunden. Am besten wäre es wohl, ein oder zwei Tage durch die Hügel zu wandern. Naja, vielleicht beim nächsten Mal...

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Hangzhou - Hongkong
Zurück aus dem Südwesten des Landes und wieder in Hangzhou hieß es erst einmal Zelte abbauen. Konkret bedeutet das: Gepäck aus der Wohnung holen, Pakete nach Deutschland schicken (Zwei kleine Päckchen mit insgesamt 12 kg. Tüdeldüdüü, in nem halben Jahr kann sich schon ganz schön viel ansammeln. Hoffentlich kommt alles gut zu Hause an...), sich noch einmal mit ein paar Freunden treffen, um Adressen auszutauschen und bye-bye zu sagen. Es waren noch ein paar schöne letzte Tage in Hangzhou mit Besuchen im Teehaus, in uigurischen Restaurants, in denen es echt super Essen gibt oder in Massagesalons, wo wir von oben bis unten für „nen Appel und ein Ei“ durchgeknetet wurden. Falko hat auf die letzten Tage auch noch ein paar Kollegen und ein paar Freunde von mir kennengelernt, die langsam wieder an die Uni zurückgekehrt sind, weil das neue Semester an der Zheda bereits am 1. März wieder begonnen hat. Zum Glück war das Wetter mehr als bescheiden – d.h. Dauerregen bei ca. 5-10 Grad – sodass mir der Abschied von Hangzhou nicht ganz so schwer gefallen ist. Außerdem stand ja auch das nächste Abenteuer sozusagen vor der Tür: HONGKONG

Vorher sollten wir bei einem kleinen Abstecher nach Shenzhen allerdings noch einmal erfahren, was chinesische Gastfreundschaft bedeutet. Dort haben uns die Eltern von Tao, die ich bereits im Oktober besucht hatte, und deren Bekannte vom Flughafen abgeholt. Danach wurden wir zum Morgentee, einem typisch kantonesischem „Brunch“ eingeladen, wo wir das Beste der südchinesischen Küche vorgesetzt bekamen: verschiedenste Teigtaschen, Nudeln, Hühnerfüße, Frühlingsrollen und natürlich Tee. Bei einem Abstecher nach Hause gab es noch etwas Tee zu trinken, was man sich nicht so wie bei uns zu Hause vorstellen darf. Sowohl die Zubereitung als auch der Genuss des Tees werden regelrecht zelebriert. Wir durften im Rahmen der beeindruckenden Zeremonie zwei hervorragende Tees verköstigen. Anschließend haben sie uns noch einen Fahrer organisiert, der uns nach einigen Umwegen direkt vor die Haustür des Hostels gebracht hat. Dies war angesichts unseres Gepäcks eine Wahnsinnserleichterung. Insbesondere dafür, aber auch für die schönen, doch leider viel zu kurzen, gemeinsamen Stunden möchten wir uns hier ganz herzlich bedanken. Wir freuen uns schon sehr, wenn wir unsere Gastgeber in Deutschland begrüßen dürfen und wir uns für diesen unvergesslichen Nachmittag revanchieren können.

Dank Fahrservice sind wir dann ohne Luft zu holen direkt inmitten des Tollhauses Hongkong angekommen. Diese Stadt ist echt verrückt. Shanghai war beeindruckend, Peking faszinierend, aber Hongkong topt alles. So viele Menschen, Häuser, Lichter, Autos und Geschäfte auf so engem Raum, man kann sich das eigentlich kaum vorstellen. Wobei wir gestehen müssen, dass wir uns während unserer Fahrt von Shenzhen nach Hongkong anfangs gewundert haben, wo sich denn der ganze Hochhausdschungel versteckt hält. Kommt man nämlich von Festlandchina aus in die Stadt, sieht man zunächst einmal vor allem grüne Hügel. Je weiter wir dann aber Richtung Kowloon, wo sich auch unser Hostel befand, vorgedrungen sind, umso dichter und höher wurde die Bebauung und als wir dann abends gegen sechs Uhr schließlich angekommen sind, waren wir mittendrin statt nur dabei. Nachdem wir eingecheckt hatten, haben wir uns auch gleich ins Getümmel in den Straßen um unser 5-qm-Zimmerchen gestürzt. Dass es ziemlich schwül war, da Hongkong schon subtropisch liegt, hat uns ganz und gar nicht gestört. Im Gegenteil: Die 26 Grad am Abend fanden wir nach den kalten Temperaturen, mit denen wir auf Festlandchina überwiegend konfrontiert wurden, ausgesprochen angenehm :-)

Schon bei unserem ersten Spaziergang und in den darauf folgenden Tagen fiel uns auf, dass in Hongkong vieles anders läuft als im Rest von China und dass sich der Einfluss der ehemaligen britischen Kolonialherren auch heute noch bemerkbar macht. Am auffälligsten ist, dass die Autos auf der „falschen“ Seite fahren. In Hongkong herrscht nicht wie auf Festlandchina Rechtsverkehr, sondern Linksverkehr, was schon mal eine gute Einstimmung auf Australien war. Außerdem bleiben die meisten Leute bei einer roten Ampel stehen. Das ist uns aufgefallen, als wir plötzlich die einzigen waren, die trotz Kirschgrün die Straße überqueren wollten. Und: Die Menschen versuchen, direkten Körperkontakt zu vermeiden, was zur Folge hat, dass nicht mehr so viel gedrängelt wird und sich die Leute entschuldigen, wenn sie einen anrempeln. Wenn eine U-Bahn einfährt, steigen die einen zuerst aus und dann die anderen ein und es ist nicht so, dass alle gleichzeitig rein und raus wollen.

Leider haben die Briten auch die Hongkonger Küche beeinflusst, was nicht unbedingt positive Auswirkungen hatte. Da wir ganz verwöhnt vom Festland nach Hongkong gekommen sind, war unser erstes kulinarisches Erlebnis in Hongkong eine ziemliche Enttäuschung. Aber mei, man gewöhnt sich an alles. Dafür haben wir viele andere Erlebnisse gemacht: einen Ausflug an den Strand, eine Wanderung um den Peak (die höchste „Erhebung“ Hongkongs) mit einem wunderbaren Blick auf die nächtliche Stadt, Einkaufsbummel auf den vielen Märkten, über die man zwangsläufig immer wieder stolpert usw. Was wir wahrscheinlich nie vergessen werden, war die Symphony of Lights: eine wie verrückt blinkende Skyline, die mal mehr mal weniger auf die Musik im Hintergrund abgestimmt war. Man muss dieses Spektakel mit eigenen Augen gesehen haben, sonst kann man sich's nicht vorstellen.

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