Die Vroni in China |
Dienstag, 17. November 2009
Meine Reise nach Shanghai – Ein Trip mit Hindernissen (14.-16.11.2009)
vroni_lu, 22:29h
Endlich, endlich: Letztes Wochenende bin ich nach Shanghai gefahren.
Das wurde auch Zeit, weil ich ja jetzt doch schon ziemlich lange hier bin und die Stadt von Hangzhou aus mit dem Zug in nur eineinhalb Stunden zu erreichen ist. Außerdem hat mir Isabella, meine Lieblingsitalienerin, angeboten, in ihrem Bettchen zu schlafen :-) Ich kenne sie aus München. Vor ungefähr zwei Jahren war sie als Erasmus-Studentin in Deutschland und hat den gleichen Chinesisch-Sprachkurs wie ich besucht. Dass wir uns ausgerechnet in China wieder sehen würden, hätte keine von uns gedacht. Aber mei, so is es halt im Leben: Weil sie zurzeit an der Shanghai International Studies University Chinesisch lernt und ich gleich nebenan in Hangzhou mein Praktikum mache, ist das möglich. Ich habe mich also letzten Samstagmorgen voller Vorfreude schon um halb acht auf den Weg zum Hangzhouer Hauptbahnhof gemacht, um möglichst früh in Shanghai anzukommen. Mein Ticket wollte ich mir direkt in der Schalterhalle kaufen, weil mir meine Sprachpartnerin gesagt hat, dass man dort ohne Probleme Tickets bekommt... ... So weit hört sich ja alles noch ganz einfach an. Aber irgendwie war es dann doch ein bisschen komplizierter :-) Die Tickets für den Zug, den ich nehmen wollte, waren nämlich schon ausverkauft. Der nächste Zug wäre erst um 11.37 Uhr abgefahren und auf über drei Stunden warten hatte ich auch keine Lust. Also hab ich mich entschlossen, mit dem Bus zu fahren, obwohl man eine Stunde länger unterwegs ist. Ben hat mir diesen Tipp gegeben, falls ich doch kein Ticket bekommen sollte, und mir beschrieben, wo die Busse nach Shanghai abfahren. Der Busfahrkartenverkäufer hat mir mitgeteilt, dass der nächste Bus um 9.40 Uhr abfahren würde. Nicht schlecht, dachte ich mir. Besser eineinhalb Stunden warten als drei. Ich hab mir also das Ticket gekauft. Dabei hat der Verkäufer mir noch gesagt, dass ich um 9.20 hier sein sollte, damit ich den Bus auch nicht verpasse. Naja, das habe ich auf jeden Fall so verstanden. Gemeint hat er anscheinend etwas anderes. Nachdem ich einen Nai Cha/Milchtee (Mmmh, schmeckt echt lecker. Werde ich in Deutschland vermissen.) in einem Cafe getrunken hatte und um 9.25 Uhr wieder zum Fahrkartenverkauf zurückgekommen bin, hat mir der Typ gesagt, dass der Bus schon weg ist. Sch...., hab ich mir da gedacht. Was jetzt? Der nächste Bus sollte erst um 12 Uhr losfahren, das war mir dann doch zu spät. Aber wenigstens habe ich mein Geld zurückbekommen. Das fand ich wirklich nett vom Verkäufer. Glück im Unglück, quasi :-) Ich hab mich daraufhin entschieden, doch mit dem Zug zu fahren und gehofft, dass es noch Tickets für die Fahrt um 11.37 Uhr gibt. Wäre natürlich wirklich sehr, sehr blöd gewesen, wenn die jetzt auch schon ausverkauft gewesen wären. War aber Gott sei dank nicht der Fall. Ich hab mir also ein Ticket gekauft und mich schön brav in die Wartehalle gesetzt, um nicht wieder die Abfahrt zu verpassen. Die Warterei war dann auch gar nicht so langweilig, weil ich einen netten alten Herren aus Schweden kennengelernt habe. Er ist Lehrer und war mit einigen seiner Schüler in Hangzhou bei der Mathematik-Olympiade. Am Samstag hatte er frei und wollte Freunde in Shanghai besuchen. Wir haben uns unterhalten, bis sein Zug losgefahren ist (Er hat noch einen früheren erwischt!!!). Er lebt ganz im Norden von Schweden, wo es jetzt so gut wie die ganze Zeit dunkel ist. Das hat man ihm aber nicht angesehen. Er war nämlich ganz witzig drauf und ziemlich nett ;-) Wie gesagt, die Warterei war schnell vorbei. Auch die Zugfahrt hat nicht lange gedauert und ich bin schließlich doch noch in Shanghai bzw. an der U-Bahnstation angekommen, wo mich Isabella abholen wollte. Es war zwar schon drei Uhr nachmittags, aber egal: Hauptsache, ich war da :-) Als ich zum Ausgang ging, war jedoch beim abgemachten Treffpunkt keine Isabella zu sehen. Ok, dann warte ich eben noch ein bisserl, hab ich mir gedacht, und mir noch einen Milchtee gekauft, weil es ganz schön kalt und ungemütlich war. Als ich aber meinen Becher ausgetrunken hatte und immer noch keine Isabella in Sicht war, hab ich mir doch ein paar Gedanken gemacht und versucht, sie anzurufen. Nur blöd, dass mein Handy scheinbar in Shanghai nicht funktionierte. Das bedeutete auch, dass Isabella meine SMSn, die ich davor geschickt hatte, wahrscheinlich auch nicht empfangen hatte. Da stand ich nun: mitten in Shanghai, bei kaltem und feuchtem Wetter, mit einem schweren Rucksack und einer nervigen Handtasche und vor allem ohne Adresse von Isabellas Studentenwohnheim. Ein bisschen mulmig war mir schon zumute und ich hab mir Alternativpläne ausgedacht.Vielleicht würde es das Beste sein, gleich wieder zurückfahren? Oder sollte ich doch nach einem Youth Hostel suchen? Bevor ich mich aber für eine der beiden Lösungen entschieden hatte, habe ich noch einmal versucht, Isabella auf dem Handy zu erreichen. Aus irgendwelchen Gründen hat es dann auch auf einmal funktioniert – zum Glück. Und zehn Minuten später war auch schon Isabella da und hat mich abgeholt. Ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich gefreut habe, sie zu sehen :-) Nachdem ich mein Gepäck im Wohnheim abgestellt hatte und wir in einem Xinjiang-Restaurant zu „Mittag“ gegessen hatten (Xinjiang ist die Provinz ganz im Westen von China, in der die Uiguren leben), ging es los mit unserer ersten Entdeckungstour durch Shanghai. Als erstes sind wir die Nanjing East Road in Richtung Bund geschlendert. Die Straße wäre ein Shopping-Paradies, wenn man genügend Geld hätte ;-) Aber es war auch schön, zusammen mit der Menschenmasse um einen herum einfach nur die Straße entlang zu gehen und die ganze Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Irgendwann waren wir dann auch beim Bund, der Hafenpromenade am Huangpu River. Normalerweise hat man von hier aus einen super Ausblick auf Pudong, also auf das Financial District von Shanghai, wo sich Gebäude wie der Oriental Pearl Tower usw. befinden. Aber diesem Ausblick standen Absperrungen im Weg. Entlang des Flussufers gibt es nämlich zurzeit wegen der Expo 2010 ziemlich viele Baustellen. Naja, kann man nichts machen. Isabella und ich haben deshalb nicht lange überlegt und sind gleich in Richtung Pudong gegangen. Und weil es extra für Touris einen Tunnel unterhalb des Flusses gibt, haben wir den benutzt. Man fährt mit einem kleinen Wagen durch eine ziemlich verrückt beleuchtete Röhre. War ganz nett, aber auch ziemlich teuer. Also eigentlich hätte man sich das sparen können, aber hinterher is man ja immer schlauer :-) Entschädigt wurde ich auf der anderen Seite des Flusses. Mein erster Blick fiel nämlich auf den Oriental Pearl Tower! Das war ziemlich beeindruckend, weil ich den bisher nur aus dem Fernsehen und von Bildern her kannte. Ich finde es immer so faszinierend, wenn man dann wirklich selbst vor einem bekannten Gebäude steht! Da war ich also nun, die kleine Vroni vom Land mitten im Wolkenkratzer-Wald :-) Isabella und ich sind „ein bisschen“ spazieren gegangen und haben uns noch einige bekannte Hochhäuser angesehen. Die fand ich wirklich beeindruckend, vor allem weil es mittlerweile dunkel und alles beleuchtet war. Die Kugel des Oriental Pearl Tower blinkt übrigens auch fast so verrückt wie der Eiffelturm in Paris :-) Am Ende tat mir schon fast mein Genick weh, weil ich dich ganze Zeit nach oben geguckt hab. Außerdem habe ich Folgendes festgestellt: Es ist gut, dass nicht so viele Chinesen Hunde als Haustiere halten und deswegen auch nicht so viele Hunde ihr Geschäft auf der Straße machen... Sonst hätte man im Pudong-Viertel echt ein Problem, weil man ja die ganze Zeit nach oben schaut :-) Jaja, so beeindruckend war das alles. Obwohl der Tag doch recht anstrengend war, wollten Isabella und ich unbedingt noch weggehen. Geplant war zuerst ein Besuch im Hofbräuhaus und danach ein Absacker in einem Club. Aber daraus ist dann doch nichts geworden. Als wir ungefähr gegen elf am Hofbräuhaus angekommen waren, hatte es schon geschlossen. Deswegen sind wir einfach ins gegenüber gelegene Irish Pub. Da war es auch ganz nett. Wir haben halt ein Guiness statt ein Hofbräubier getrunken :-) und Isabella wurde an ihre Zeit in Irland erinnert, wo sie, bevor sie nach China gekommen ist, ein Praktikum gemacht hatte. Aber ich muss schon sagen: Wenn wir es nicht besser gewusst hätten, hätten wir nicht gedacht, dass wir in China sind. Die einzigen Chinesen in diesem Pub waren die Angestellten, was doch ein bisschen komisch und auch schade war. Wir haben es trotzdem recht lange ausgehalten, sind danach aber gleich nach Hause gefahren. Das war mir auch ganz recht, der Tag war doch ziemlich anstrengend :-) Den Sonntag habe ich langsam angehen lassen, u.a. auch weil ich nicht gleich bei meinem ersten Shanghai-Besuch alles besichtigen musste. Ich werde nämlich noch mindestens zweimal dorthin fahren: zusammen mit meinen Eltern/Meli und mit Falko. Ich hatte also keine Eile. Mittags hab ich mich dann aber doch auf den Weg gemacht. Nachdem ich am Tag zuvor das supermoderne, futuristisch-unrealistische, abgespacte und was weiß ich noch alles Pudong District gesehen hatte, wollte ich am Sonntag in der Altstadt und im French Concession District ein bisschen Spazieren gehen. Weil Isabella lernen musste, habe ich mich alleine auf den Weg gemacht. Ich muss gestehen, dass es nicht ganz so einfach ist, sich in Shanghai zurechtzufinden. Die Stadt ist eben doch eine Nummer größer als Hangzhou. Außerdem dauert es immer ziemlich lange, bis man an seinem Ziel ankommt, weil die Distanzen so riesig sind. Man kann also nicht mal „schnell“ in die Altstadt fahren. Aber letztendlich bin ich dann doch angekommen und war erst einmal erschlagen von den vielen Leuten, die sich durch die Gassen gedrängt haben. Vor allem in den restaurierten bzw. neu gebauten „alten“ Gassen waren ziemlich viele Leute unterwegs. Deswegen habe ich mich erstmal etwas außerhalb des Touristenumschlagplatzes aufgehalten und sogar ein paar unrestaurierte Straßen gefunden. Zum Teil war das ganz interessant, weil man im Vordergrund die alten, kleinen Häuser und im Hintergrund irgendwelche Hochhäuser aus dem Pudong-District gesehen hat. Ja, so vielseitig und kontrastreich ist China. Das gefällt mir sehr gut :-) Schließlich habe ich mich dann doch noch einmal ins Getümmel gestürzt. Ich wollte nämlich den Yu Yuan, einen traditionellen chinesischen Garten, besuchen. Der war ganz nett, aber mit den Gärten in Suzhou konnte er nicht mithalten. Ich bin mittlerweile schon ganz schön verwöhnt, oder? :-) Im Anschluss hab ich mich auf den Weg zur Französischen Konzession gemacht, also zum ehemaligen Kolonial-/Händler-/Ausländerviertel. Dort hat es mir ziemlich gut gefallen. Es gibt viele relativ kleine Häuser im europäischen Stil und jede Menge Cafes und Restaurants. Sehr charmant... In ein Cafe hab ich mich dann auch gesetzt und wieder mal Nai Cha getrunken, weil es draußen ziemlich stark geregnet hat und meine Schuhe schon total durchnässt waren. Nachdem ich mich etwas aufgewärmt hatte, hab ich mich noch ein bisschen umgesehen und bin dann aber ziemlich bald zurück zu Isabellas Wohnheim gefahren. An diesem Abend wollten wir nun endlich das Hofbräuhaus besuchen. Davor haben wir aber erstmal gscheid gegessen, weil wir dachten, dass das für das Hofbräuhaus ganz nützlich sein könnte. Wir waren in einem kleinen Restaurant direkt um die Ecke. Das süßsaure Schweinefleisch, die Zuckerschoten und vor allem die Lotuswurzeln waren echt superlecker. Mmmh, da läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke. :-) Zum Glück hat Isabella erst nach dem Essen ein kleines Eichhörnchen aus einer Ecke hervorluken sehen... Nach dem Essen haben wir uns also auf den Weg zum Hofbräuhaus gemacht. Aber anscheinend sollte dieses Vorhaben einfach nicht klappen: Der Laden hatte nämlich schon wieder geschlossen. Naja, wir sind dann einfach in eine andere nette Bar/Lounge gegangen und haben einen leckeren, wenn auch nicht ganz billigen Cocktail geschlürft (Der Preis war durchaus mit Münchner Preisen vergleichbar)... Meinen Plänen für Montag stand leider das Wetter im Weg. Eigentlich wollte ich einen Tempel besuchen und zur Aussichtsplattform des Jin Mao Tower im Pudong District fahren. Bei schönem Wetter hätte man von dort aus wahrscheinlich einen super Blick über ganz Shanghai. Aber da es am Montag ziemlich geschüttet hat, hätten sich die 50 Yuan Eintritt gar nicht gelohnt. Also habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, das Shanghai Museum zu besuchen. Die gleiche Idee hatte jedoch noch eine ganze Menge anderer Leute, sodass ich erstmal eine ewig lange Schlange vor mir hatte. Die Warterei war – abgesehen von den nassen Füßen, die ich mir dabei geholt habe – aber ganz lustig. Hab nämlich einen schon etwas älteren Japanier kennengelernt, der vor langer, langer Zeit mal ein bisschen Deutsch gelernt hat und mir deshalb die „Ode an die Freude“ und den „Lindenbaum“ vorgesungen hat. Super :-) ! Der Museumsbesuch selbst hat sich aber auch gelohnt. Es waren ganz viele und zum Teil ganz alte Exponate aus dem Neolithikum, der Song- und Tang-Zeit, aber auch bis hin zur Moderne ausgestellt. Zu sehen waren Bronzebehälter, Porzellan (wirklich super schön), Jadeskulpturen, Kalligraphie, Malerei usw. Man hat wirklich einen guten Überblick bekommen. Zum Abschluss meiner Shanghai-Reise haben Isabella und ich nochmal schön gegessen. Wir waren beide etwas traurig, weil wir jetzt wieder alleine in unseren Betten schlafen müssen. Momentan wäre es wirklich ganz praktisch, wenn noch jemand neben einem liegen würde. Es ist nämlich eiskalt – so um die 0 Grad. Ohne Heizung, nur mit Klimaanlage und vor allem mit undichten Fenstern ist das kein Spaß. Ich hab mich schon ganz dick eingepackt, damit ich nicht zu sehr friere. Außerdem hab ich mir heute einen richtig dicken, abgesteppten, oberstylischen Schlafanzug gekauft. Er ist wirklich ziemlich chinesisch: sehr bunt, mit kleinen Häschen und Sternchen usw. drauf. Ein sehr schickes Modell. Aber naja, wenn schon, denn schon :-) Hauptsache ich wach nachts nicht mehr auf, weil mir kalt ist... Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen: Meine Reise endete fast so chaotisch wie sie begonnen hat. Ich hätte beinahe meinen Zug verpasst, weil ich am Bahnhof mein Abfahrtsgleis nicht gefunden habe. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich bin eigentlich immer den Schildern gefolgt, aber plötzlich hat keines mehr mein Ziel angezeigt. Komisch :-) Zum Glück hat mich eine Bahnhofsangestellte gerade noch rechtzeitig zu meinem Zug gebracht. Es wäre schon zu dumm gewesen, wenn ich noch einmal die Abfahrt verpasst hätte... :-) ... comment |
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